Lieber Herr Papandreou, lieber Giorgo,
wenn ich Sie so nennen darf. Als Abkömmling von Passok-Mitgliedern erlaube ich mir das einfach mal. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr mir die Sorge um Griechenland fast den Schlaf raubt. Wie bitte, sollen bloß alle die Schulden bezahlt werden. Soviel Geld kann das gebeutelte griechische Volk doch gar nicht aufbringen. Ich will gar nicht davon anfangen, wie es dazu kam. Schwamm drüber. Es ist nun mal passiert.
Allerdings bin ich schon manchmal etwas schadenfroh: in den vergangenen Jahrzehnten wurden wir hier in Deutschland von den Griechen doch so manches mal verlacht. "Wie, dein Kind erhält kein Privat-Unterricht nach der Schule? Wieso erst dann, wenn es richtig schlechte Noten nach Hause bringt? So etwas würde keinem Griechen einfallen. So weit würden wir es nicht kommen lassen." Und das stimmt, ich selbst habe Nachhilfe in Englisch bekommen, weil ich ne vier im Halbjahreszeugnis hatte. Aber ich lebte hier in Deutschland und war die einzige in der Klasse, die dieses Privileg genoss. Allerdings war mir das sooooo peinlich.
Dieser Privatunterricht in Griechenland kostet jede griechische Familie einige hundert Euro im Monat. Das muss erst mal verdient werden, Herr Papandreou! Giorgo, die Schulen sind immer noch marode. Ok, den Altgriechischzwangsunterricht hatte Ihr Herr Vater schon abgeschafft, aber sonst ist alles beim Alten geblieben: Ohne Privatunterricht bringt es heute kein Kind auch nur zur Oberstufenreife. Und das muss ich Ihnen und der Vorgängerregierung und deren Vorgängerregierung vorwerfen. Da hätten Sie beizeiten etwas tun müssen!
Nun ist natürlich gar kein Geld mehr vorhanden, um irgend etwas zu verbessern. Alles Geld wurde verballert. Und nun muss es auf Biegen und Brechen eingesammelt werden: Die Mehrwertsteuer 23%. Die Immobiliensonderabgabe ein paar Tausender. Renten gekürzt. Weihnachts-, Oster-, Urlaubsgeld weg. Tabak, Benzin und Alkohol teurer. Fein, das alles. Aber wieso zahlt das Kasino von Korinth keine Steuern? Ist das genauso wie die vielen Privatlehrer von besonderem Interesse für die nationale Sicherheit?
Ich merke schon. Das hier wird ein Mehrteiler, lieber Herr Papandreou. Giorgaki, wie meine Mutter Sie früher nannte. Jetzt sagt sie etwas anderes. Ein Glück, dass meine Eltern ihre Rente aus Deutschland beziehen, sonst hätte sie sicherlich kein Mitleid mehr mit Ihnen.
To be continued
Mittwoch, 28. September 2011
Offener Brief an Papandreou
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